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siehe auch Artikel: Notfall
Schuleigener Krisenplan hinterlegt XX
Schulisches Krisenmanagement
Schattka (Schulpsychologische Beratungsstelle Lörrach)\\
„Krisen erfordern Leitung.“
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===== Definition, Merkmale =====
„Eine Krise ist eine vorübergehende, der Stütze bedürfende massive Instabilität eines Individuums oder sozialen Systems.“ (Stein, 1996)
objektiv gekennzeichnet durch:
* typische Auslöser
* typische Reaktionsmuster
subjektiv gekennzeichnet durch
* individuen- und situationsabhängige Grenzlinie, ab der eine Belastung als Krise erlebt wird
* Verlust von Sicherheitsgefühl
* übliche Handlungsmuster reichen nicht
Beispiele für Krisensituationen in Schulen:
* Suizid(versuch)
* Kindeswohlgefährdung
* Tod / Verschwinden
* Gewalttaten
* Unfälle
* Verbrechen
* Naturkatastrophen
* Amok
* Geiselnahme
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===== Krisenmanagement und -intervention =====
Unter Krisenmanagement verstehen wir das bewusste präventive und aktive Kümmern um SchülerInnen und Lehrkräfte in Notfallsituationen mit dem Ziel einen individuellen und/oder Gruppen- Kollaps vorzubeugen und langfristige psychische und physische Schäden (Traumatisierung) zu verhindern.
Unter Krisenintervention verstehen wir keine Therapie, sondern das aktive Da-Sein und Handeln in Notfallsituationen → Hilfe zur Selbsthilfe.
==== Ziele von Krisenmanagement ====
* Rückkehr in den Alltag ermöglichen
* Verstehen erleichtern
* Sicheren Rahmen geben
* Überfoderung reduzieren
* Autonomes Funktionieren wieder herstellen
* Ermutigung zur Bewältigung
* Reaktionen normalisieren
==== Phasen des Krisenmanagements ====
Prävention - Vorbereitung auf den Krisenfall
Akute Krisenbewältigung - Herstellen von Situationskontrolle und Handlungsfähigkeit
Nachsorge - kurz- bis mittelfristige Bewältigung, Reflexion des Krisenmanagements
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===== Aufgaben der Schulleitung =====
Grundlagen: VwV „Verhalten an Schulen bei Gewaltvorfällen und Schadensereignissen“ vom 15. Februar 2012 sowie Rahmenkrisenplan
Verantwortlich für alle Phasen des Krisenmanagements:
* Prävention
* Akute Krisenbewältigung
* Nachsorge
==== Prävention ====
* Jährliche Unterrichtung von Lehrkräften und sonstigen Bediensteten über geeignetes Verhalten bei Gewaltvorfällen und Schadensereignissen durch die Schulleitung
* Lehrkräfte und sonst. Bedienstete einer Schule sind verpflichtet, sich zu Beginn eines jeden Schuljahres mit dargelegten Verhaltensregeln vertraut zu machen
* Gewährleistung Erreichbarkeit von Schulleitung mittels Pager
* Einarbeitungen zu Amokprävention und -lage:
* Präzisierung der Handlungsanweisung bei Amoklage
* Differenzierung Alarmsignale „Verbleib“ vs. „Räumung“ (Amok vs. Brand)
* Bildung eines Krisenteams an der Schule
* Schulleiter als Leiter des Krisenteams
* mögliche weitere Rollen und Mitglieder:
* Verantwortlicher für Erste Hilfe
* Sicherheitsbeauftragter
* Verantwortlicher für Fürsorge und Beratung
* Verantwortlicher für die Pressearbeit
* Verantwortlicher für den Kontakt zu den Erziehungsberechtigten
* Erstellung eines Krisenplans
* Aufgaben und Verantwortlichkeiten
* Kommunikationswege
* Abläufe
* Jede Krise ist anders und verlangt ein individuelles Vorgehen (Flexibilität)
* Aufbau Krisenteam
* Festlegung von Strukturen und Abläufen
* Aufgabenverteilung
* Sammlung von Materialien (z.B. aktuelle Listen, Krisenkoffer)
* Regionale Vernetzung mit PartnerInnen im Bereich Krisenarbeit an Schulen (z.B. Polizei, NotfallseelsorgerInnen)
* Fortbildungen
==== Krisenfall - SL ====
* beruft das Krisenteam ein und leitet das Krisenteam
* ist zentraler Ansprechpartner für die Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst
* ist verantwortlich für die Durchführung der erforderlichen Schutzmaßnahmen bei Gewaltvorfällen & Schadensereignissen
* trifft die Entscheidungen, kann sich dabei unterstützen lassen (z.B. Krisenteam, SPBS, RP)
* gewährleistet den Informationsfluss, zB. zum Lehrerkollegium, SchülerInnen und Erziehungsberechtigen
* koordiniert und delegiert Aufgaben im schulischen Umfeld
* meldet das Ereignis bei der Unfallkasse
==== Krisenfall - Krisenteam ====
* berät die Schulleitung bei der Beurteilung der Lage
* berät bei der Entscheidung über die erforderlichen Maßnahmen
* leitet Sofortmaßnahmen ein, wie die Erstbetreuung betroffener Personen
* unterstützt die Schulleitung bei der Koordination der Maßnahmen
==== Umgang mit Medien ====
* Verweisen Sie Medienvertreter an die Pressestelle der Polizei und der Schulaufsicht
* Geben Sie keine Auskünfte ohne Abstimmung mit der Polizei oder Schulaufsicht, verweisen Sie ggf. auf geplante Pressekonferenzen
* Verweigern Sie Medienvertretern den Aufenthalt auf dem Schulgelände (→ Hausrecht); ggf. mit Hilfe der Polizei
* Geben Sie keine Namen, Fotos o.ä. heraus
* Geben Sie Verhaltensempfehlungen für Kollegium und SchülerInnen raus
* Führen Sie SchülerInnen so aus der Schule, dass Kontakt mit Medienvertretern vermieden wird
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===== Unterstützungsmöglichkeiten =====
Innerschulisch:
* Schulisches Krisenteam samt Krisenplan
* Beratungslehrkraft
* PräventionsberaterIn
* Erfahrene Religions- und Ethiklehrkräfte
* Gegenseitiger Austausch im Kollegium / Klassenkonferenzen
* Schulpsychologische Beratungsstelle
* RP Freiburg - Kriseninterventionsgruppen
* Fallbesprechungsgruppen
* Fortbildungsangebote an den Akademien/Pädagogischer Tag
Außerschulisch:
* Feuerwehr / Polizei / Notärzte
* Notfallseelsorger
* Kinderärzte und SPZ
* Psychologische Beratungsstellen
* ASD des Jugendamtes
* Jugendsozialarbeit an Schulen
* Niedergelassene Psychologische / Ärztliche Psychotherapeuten
* Kinder- und Jugendpsychiater
* Ambulanz Kinder- und Jugendpsychatrie
* Jugendsachbearbeiter der Polizei
* Kirchliche Mitarbeiter
* Telefonseelsorge / Nummer gegen Kummer
* Handlungshilfe für Schulleitungen in Baden-Württemberg
* Abläufe in Krisenfällen nach „Gefährdungsgraden“
* Strukturierungshilfen für die jeweiligen Abläufe (z.B. Krisenteamsitzung)
* Materialvorlagen (z.B. Rundschreibenm Trauerarbeit, Klassengespräche)
* Krisenhandy
* darf nur durch Schulleitung angerufen werden!
* 0173 / 3260446
* Mo-Fr 07.30-18.00 Uhr
* Kriseninterventionsteam beim RPF (Ref. 77)
* Nachsorge durch Schulpsychologische Beratungsstelle
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===== Handlungshilfe =====
* müsste an Schule vorhanden sein
==== Gliederung nach Gefährdungsgraden ====
Unterscheidung hinsichtlich Ausmaß der Gefahr und Verantwortungsübernahme
=== Stufe 1 ===
Schule sollte dringend handeln
* Beleidigung / Verleumdung
* Gewaltdarstellende Aufnahmen
* Sachbeschädigung / Vandalismus
* Kindeswohlgefährdung / Häusliche Gewalt
* Extremismus
* Hochwasser / Wassereintritt
* Erdbeben
* Stromausfall
* Starkes Gewitter/Sturm/Hagel
* Drogen- / Medikamentenmissbrauch
* Selbstverletzendes Verhalten
* Depression
* Essstörung
=== Stufe 2 ===
Unmittelbar zur Schule und Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst bzw. Katastrophenschutzbehörde in Zusammenarbeit mit außerschulischen Hilfesystemen
* Amokdrohung
* Mord- / Gewaltdrohung
* Körperverletzung / Schlägerei
* Erpressung/Raub
* Vermisstes Kind / Entführung
* Sexuelle Übergriffe
* Mobbing
* Waffenbesitz / Waffengebrauch
* Chemieunfall
* Gasaustritt
* Todesfall an der Schule
* Suizidankündigung / -versuch
=== Stufe 3 ===
Unmittelbar bei Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst
* Amoklauf
* Tätlicher Angriff auf Personen
* Geiselnahme in der Schule
* Drohung mit Sprengsätzen
* Brand
* Schwerer/Tödlicher Unfall im schulischen Umfeld
* Tod/Suizid in der Schule
==== Konkrete Hilfen ====
- Broschüre für 7 Fälle im Gefährdungsgrad 3 (Amok, Gewalt, Bombe, Geisel, Brand, Unfall, Tod / Suizid
- CD - Gefähdungsgrade 1, 2 und 3
==== Vorschlag zur Arbeit mit der Handlungshilfe ====
Krisenteam bespricht
* wie das Material den Lehrkräften der Schule zugänglich gemacht werden kann. Beratungslehrkraft sollte grundsätzlich Zugang haben
* welche Lehrkräfte sich aus Blickwinkel ihrer Funktion im Krisenteam bzw. an der Schule intensiv mit bestimmten Themen auseinander setzen sollte